Recherchen – Königin im Schatten
Da ich meine Geschichten möglichst authentisch gestalten möchte, widme ich einen Großteil meiner Arbeit den Recherchen. Neben dem Ausarbeiten der historischen Hintergründe, ist es mir wichtig, selbst zu erfahren, wie die Protagonisten einige Dinge durchgeführt oder erlebt haben.
Einen Auszug meiner Recherchen für „Königin im Schatten“ könnt Ihr hier sehen:
Infanterieschild
Ein Infanterieschild (118 cm hoch, 80 cm breit – mit Rundung).
Den Rohling habe ich mir bestellt und dann bemalt. Die Bemalung habe ich sehr schlicht gehalten.
Blau = Treue, Beständigkeit
Rot = Blut, Leidenschaft
Gold = Tugend, Sonne, Göttlichkeit
Allerdings entspricht es natürlich nicht der damaligen Zeit, dass ich den Schild zum Schluss mit Bootslack versiegelt habe …
Den Schildrand habe ich mit Rohhaut überzogen. Diese muss zuerst ordentlich gewässert werden, damit sie weich wird. Anschließend wird diese über den Schildrand gelegt und gespannt, mit Federzwingen befestigt und kann mit Nägeln fixiert werden. Nach dem Trocknen ist sie überaus hart. Wenn man z. B. mit einem scharfen Messer darauf herumschneidet, zeigen sich nur Kratzspuren, keine Einschnitte. Ein Regenschauer genügt nicht, um die Rohhaut wieder aufzuweichen. Ich könnte mir vorstellen, dass es vorteilhafter ist, die Rohhaut „anzunähen“. Dazu müssten vorher in den Schildrand kleine Löcher gebohrt werden.
Das ist ein Rest der Rohhaut. Rohhaut wird u. a. für Hundekauknochen verwendet.
Ausrüstung
Ein Nasalhelm – darunter wurde eine gepolsterte Bundhaube und eine Kettenhaube getragen (evtl. mit einem Mundschutz aus Leder). Schlägt man mit einem Schaukampfschwert auf den Helm, gibt es Kratzer und Riefen, aber der Helm ist durch seine konische Form überaus stabil.
Hier habe ich mit der Hand eine Bundhaube aus naturfarbenem Leinen, eine schwarze Bundhaube aus Wolle und eine lange Wolltunika für einen Reiter genäht. Zudem habe ich noch einen Umhang aus Wolle, eine Tunika aus Leinen und ein Unterhemd aus weißem Leinen angefertigt. Die Kleidung kühlt im Sommer und wärmt im Winter. Bei einem Wolkenbruch perlen die dicken Regentropfen vom Umhang aus gewalkter Wolle ab und lassen sich hinterher gut abschütteln. Die Kleidung ist ziemlich robust, und Schmutz lässt sich gut abbürsten oder abklopfen.
Hier seht Ihr zwei Schaukampfschwerter, einen Dolch, einen gelben Reiterschild und einen Schild mit einer Verstärkung aus Metall. Bereits bei diesen beiden Schwertern kann man deutlich merken, wie unterschiedlich sie in der Hand liegen.
Das Kettenhemd liegt schwer auf den Schultern, und der Schwertgürtel hat wirklich eine Entlastung bedeutet. Eine Bundhaube beim Anziehen des Kettenhemdes empfand ich als Erleichterung, da sich lange offene Haare dort mit Vorliebe verklemmen. Der Gambeson schützt vor dumpfer Gewalteinwirkung und das Kettenhemd vor scharfen Waffen. In einigen Museen kann man aber sehen, dass schlanke Pfeilspitzen das Kettengeflecht durchdrungen haben. Ohnehin finde ich es schön, dass es immer mehr Museen gibt, in denen man Kettenhemden und auch andere Rüstungsteile einmal ausprobieren kann.
Ein Säckchen aus Wollstoff, das ich genäht und mit Lavendelblüten aus meinem Garten gefüllt habe. Lavendelsäckchen wurden zwischen die Kleidungsstücke gelegt, um Motten fernzuhalten. Es riecht sehr intensiv und die Naturfasern der Kleidung nehmen den Geruch gut an.
Von diesen Dingen habe ich nur den kleinen Lederbeutel selbst angefertigt. Aber es war interessant, alles einmal auszuprobieren. Am Gewöhnungsbedürftigsten fand ich dabei das Essen mit einem Holzlöffel. Zum Glück war dieser gut geglättet, so dass man keinen Holzsplitter im Mund hatte.
Handarbeiten
Im Spinnkreis einer Textilwerkstatt habe ich mir das Weben mit der Spinnwirtel von sehr lieben Frauen zeigen lassen. Das Problem mit Wollflies ist, dass die Fasern leicht reißen. Aber das Spinnen hat etwas Beruhigendes an sich, und es war manchmal schwer, die Wirtel wieder aus der Hand zu legen.
Hier habe ich ein kleines Stück einer Borte auf Leinenstoff gestickt. Diese Borte hätte z. B. die Ärmel eines Gewandes verziert.
Das ist ein Beispiel für eine Brettchenweberei. Dafür hatte ich mir – ich gebe es zu – ein recht primitives Gestell nachgebaut. Diese Art des Webens hat mich wirklich zur Verzweiflung gebracht. Es sind mir beim Drehen der Brettchen Fehler unterlaufen und am Ende waren die restlichen Fäden völlig verheddert. Ich habe aber auf Mittelaltermärkten wahre Künstlerinnen gesehen, die wunderschöne Bänder mit richtig komplizierten Mustern angefertigt haben. Meine Hochachtung!!!
Hier habe ich mich mit einem kleinen (Perlen-)Webrahmen an einer weiteren Borte versucht. (Die Knötchen müssten beim Aufnähen natürlich versteckt werden …)
Bei Museumsbesuchen habe ich mich inspirieren lassen und als Weihnachtsgeschenk ein Buch mit einer Samthülle versehen und bestickt.
Besonders schön fand ich, dass auf einigen Altardecken in Museen die Figuren plastisch und mit vollendeter Handwerkskunst herausgearbeitet waren. Meine Stickerei wirkt dagegen leider recht stümperhaft. Es hat mir aber trotzdem Spaß gemacht.
Ein gesticktes Wappen. Leider ist nicht alles so gerade geworden, wie ich es wollte. Die Stickerei ist 25 x 31 cm groß.
Detail des Wappens
Passt (noch nicht) in Berthas Zeit. Aber Ritter fand ich schon immer spannend. Die Stickerei ist 9 x 16 cm groß.